Exhibition at Kunst & Projektraum sensor.k

Anita Staud
Atlantikwall (I)
Arbeitsergebnisse einer Studienreise von Anita Staud
20. März ­ 18. April 2002, Kunst & Projektraum sensor.k, Berlin

Die Malerin Anita Staud zeigt eine Reihe von 8 großformatigen Bildern, die sie als Ergebnisse einer Studienreise in die Normandie/ Frankreich gemalt hat. Aus der Beschäftigung mit Paul Virilios Fotoband “Bunkerarchäologie" hat sie 6 Wochen lang die Atlantikküste zwischen Calais und Brest bereist und sich mit den deutschen Bunkeranlagen aus dem Zweiten Weltkrieg auseinandergesetzt. Anita Staud suchte die gleichen Stationen auf, die Virilio 30 Jahre zuvor in zahlreichen s/w-Fotos festgehalten hat.
Der “Atlantikwall" sollte eine Invasion der alliierten Truppen im von Nazi-Deutschland besetzten Frankreich verhindern. Nach 1945 nutzlos geworden, haben die Reste dieses größten Befestigungsprojekts des Zweiten Weltkriegs bis heute überdauert und im Laufe der gut 50 Jahre nach Kriegsende nichts von ihrer Signifikanz für militärischen Größenwahn eingebüßt. Mittlerweile sind die Bunker stark von der Witterung angegriffen, fungieren aber noch immer als deutliche Landmarken und Chiffren für die größte Katastrophe des 20. Jahrhunderts.

Anita Staud (geb. 1958) nutzt diese Relikte des Krieges als Grundlage ihrer jeweils zweiteiligen großformatigen Bilder und modifiziert die Abbilder der Bunker mittels eigener chiffrenhafter Kürzel. Daraus resultiert eine abstrakte Zeichensprache, die den prozessualen Geschichtsablauf durch individuelle künstlerische Signets repräsentiert. 
Als Teil dieses Prozesses werden die schwarzen Chiffren mit nahezu monochromen Tafelbildern kontrastiert, auf denen skriptorale Zeichen als Metaphern für die historische Einschreibung in die Malerei der Gegenwart fungieren.

Sensor.k ist ein neuer Ausstellungs- und Projektraum in Kreuzberg, der an ein Büro für Kunst- und Kulturprojekte angegliedert ist. Als non-kommerzieller Raum bietet er KünstlerInnen, Gruppen und Initiativen die Möglichkeit zur Präsentation von Arbeiten und Projektergebnissen. In regelmäßigem Wechsel werden Malerei, Video, Fotografie und Architekturprojekte vorgestellt, die sich Themen wie sozialer Integration, identitären Konstruktionen, neuen Aspekten künstlerischer Praxis und urbanen politischen Diskursen widmen. Zur Finanzierung des Programms wird die Kooperation mit öffentlichen und privaten Förderern angestrebt.